Leitungskräfte-Impuls: Moderation vs. Leitung

Im letzten Leitungskräfte-Impuls habe ich die Frage aufgeworfen, ob die klassische Moderation einer Sitzung durch den/die Vorsitzende*n überhaupt möglich ist. Meine Frage hat es schon vermuten lassen: Nein. Daher heute ein Blick auf die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Leitung z.B. einer Sitzung und deren Moderation.

Ich als Leitung...

  • …bin ich immer auch inhaltlich beteiligt, d, h, ich nehme selbst Stellung, bewerte die Aussagen der anderen Beteiligten und unterstütze Beitrage oder werte diese ab.
  • …konzentriere mich bei der Vorbereitung und Durchführung auf den Inhalt der Sitzung. Auf dem Einsatz von unterstützenden Methoden und Verfahrensweisen liegt nur wenig Fokus.
  • …ich verfolge Ziele und will diese auch erreichen. Dennoch muss ich die Vorgaben, Rahmenbedingungen oder auch Sachzwänge immer im Blick behalten.
  • …ich gebe in der Regel die Arbeitsziele vor. Sprich z.B. Veranstaltung XY findet statt und diese Aufgaben sind zu erledigen.
  • …achte darauf, dass Rivalitäten, persönliche Angriffe, Unsachlichkeit im Rahmen der Bearbeitung eines Tagesordnungspunktes keinen Raum bekommen. Auf die Auflösung dieser Störungen lege ich im Lauf der Sitzung in der Regel keine Priorität.
  • …arbeite mit den „ungeschriebenen“ Regeln die für Sitzungen mit dieser Personengruppe bestehen. 
  • …notiere die Ergebnisse oder delegiere diese, um daraus in der Folge ein Protokoll zu erstellen.
  • …bin in der Regel hierarchisch höher gestellt, so dass meine Aussagen von vornherein ein besonderes Gewicht haben.

Ich als Moderation...

  • …bin inhaltlich unparteiisch. Ich sorge dafür, dass alle gehört werden und konkurriere in Sachfragen nicht mit den Teilnehmenden.
  • …bei der Vorbereitung und Durchführung liegt meine Konzentration auf den Verfahrensschritten und der Nutzung zielführender Methoden. Ich folge dem Inhalt, fasse (Zwischen-)Ergebnisse zusammen, bin jedoch inhaltlich unbeteiligt.
  • …bin was den Inhalt angeht ergebnisoffen und lasse meine eigenen inhaltlichen Prioritäten außen vor. Mein Fokus liegt auf dem Willens- und Meinungsbildungsprozess der Gruppe.
  • …unterstütze die Gruppe dabei mögliche gemeinsame Ziele zu finden und zu formulieren.
  • …achte auf Störungen, spiegle sie der Gruppe und überlasse die Entscheidung über die Bearbeitung dieser Störungen der Gruppe. Je nach Wunsch der Gruppe unterstütze ich dies methodisch.
  • …lege gemeinsam mit den Teilnehmenden Spielregeln für die gemeinsame Arbeit fest und achte auf deren Einhaltung.
  • …bin verantwortlich die Schritte, Vereinbarungen etc. zu visualisieren und bereits im Prozess der Gruppe zur Verfügung zu stellen.
  • …bin methodisch für den Arbeitsprozess verantwortlich. Meine Autorität speist sich aus meiner Methodenkompetenz, meiner Flexibilität in Bezug auf den Prozess, meiner Transparenz und meinem Einfühlungsvermögen in die Gruppe.

Was jeder von uns wahrscheinlich kennt – Mischformen

Mischformen kommen mal mehr, mal weniger vor und sind in ihrem Einsatz auch absolut wünschenswert. Jedoch darf man sich - egal ob als Leitung oder als Moderation – vorher immer einige Fragen stellen: Ist das an diesem Punkt/bei dieser Veranstaltung zielführend? Bringt eine inhaltliche „Einmischung“ als Moderation den Prozess wirklich voran? Ist der Einsatz einer Methode für das Ergebnis wirklich relevant oder ist es nur eine Scheinbeteiligung? Nehme ich als Leitung meine Teilnehmenden besser mit, in dem ich direkt visualisiere? Etc.
 
In der Veranstaltung/im Prozess empfehle ich, zu benennen und euch ggf. die Erlaubnis zu holen, wenn ihr aus der erwarteten Rolle ausbrecht. Also z.B. als Moderation zu fragen, darf ich einen inhaltlichen Impuls geben? Antwort abwarten und entsprechend handeln. Oder als Leitung auch klar zu machen, welche Rolle man gerade einnimmt, z.B. mit „Ich setze mich auf die Redeliste“, „Ich als Vorsitzende*r“.
 
Denn auch wenn wir Mischformen kennen, die Zuschreibungen zu den Rollen „Leitung“ und „Moderation“ sind mehr oder weniger präsent in den Köpfen der Teilnehmenden - abhängig von deren eigenen Erfahrungen.
 
Jetzt wünsche ich Euch viel Spaß beim Beobachten, Umsetzen und den ein oder anderen AHA-Effekt in euren kommenden Sitzungen!
Stefanie Widmann
Steffi Widmann, Bildungsreferentin des Bayerischen Jugendrotkreuzes
 
Leitungskräfte-Impulse:
Wie alle Artikel im JRK-Blog wird auch diese neue Kategorie unregelmäßig regelmäßig erscheinen und (hoffentlich) interessante Themen für Leitungskräfte aufgreifen. Ihr habt ein Thema zu dem ihr Input wollt. Dann schreibt gerne eine Mail an  info@jrk-bayern.de.